Fantasy-Kitsch

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boris g. Avatar

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Venedig. Seit sieben Tagen herrscht Tag, sieben Menschen sind spurlos verschwunden, darunter Mateos Gefährtin Anisa. Auf seiner Suche nach ihr, begleitet von einem Kaninchen, kommt er zu einem geheimnisvollen Zirkus.
Irgendwo zwischen Märchen, Fantasy, LIebesgeschichte und Alice im Wunderland (sorry, Lewis Carroll, das war nicht fair, aber das Kaninchen...) angesiedelt sticht bei diesem Machwerk zunächst die Sprache ins Auge: schwülstig, unausgegoren, bemüht. Die Geschichte beginnt in einer anderen Erzählebene, in der auch jemand gesucht wird. Der Ich-Erzähler, des Kursiven mächtig, gesteht am Ende dieses Prologs, etwas Übles getan zu haben, um den dräuenden Verlust der Geliebten zu vereiteln.
Doch wir verweilen nicht beim Kursiven, denn schon sind wir in der eigentlichen Erzählung, die das traurige Aufwachen Mateos beschreibt. Wir befinden uns in Venedig, Mateo vermisst seine Geliebte, und dieser Zustand wird in blumigst-kitschigster Weise beschrieben. Der Schreibstil erinnert an die abgeschlossene Liebesgeschichte gewisser Friseurzeitschriften, die Handlung stagniert zugunsten der Zurschaustellung eines pseudo-viktorianischen Vokabulars. Bis der Held sich auf den Weg macht, nach der Verlorengegagenen zu suchen, hat der Leser gefühlt 1258 nichtssagende und redundante Adjektive hinter sich gebracht. Davon ist er so erschöpft, dass er sich über das Einhorn, dem Mateo begegnet, gar nicht wundert. Mateo übrigens auch nicht.

Mir ist nicht ganz klar, warum bei E-Books so ganz andere (keine?) Qualitätskriterien angelegt werden als im analogen Veralgsprocedere. Es täte dem Verlag, dem Leser und nicht zuletzt dem Autor gut, wenn Lektoren zwischen Schreiben und Lesen zwischengeschalten würden, die etwas von Dramturgie und Sprache verstehen.