Nicht überzeugend!

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tintenteufel Avatar

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Hans Leister hat für seinen Roman „Das U-Boot“ ein Szenario entwickelt, das Hochspannung verspricht: Während der Patrouille eines israelischen U-Bootes mit einer weiblichen Besatzung ereignet sich an Land eine Katastrophe, deren gewaltiger Umfang sich der Mannschaft erst langsam erschließt, und die eine Rückkehr unmöglich macht. Diese klaustrophobische Odyssee durch eine Welt, in der nichts mehr so ist, wie es war, fesselt den Leser an das Buch, obwohl er schon auf den ersten Seiten erfährt, dass die Protagonistin Lea dieses Inferno überleben wird.
Aber leider wird die hohe Erwartung über die Stunden der Lektüre enttäuscht:
Doch zunächst kurz zum Äußeren des Buches: Das Buch ist ein Hingucker mit schwarzem Schnitt und allseits aufgedrucktem weißen Schriftzug. Leider riecht es aber so unangenehm chemisch, dass ich es erst zwei Tage zum Lüften auf die Terrasse legen musste und mir anfangs nach jeder Lektüre die Hände gewaschen habe.
Inhaltlich fällt zunächst die ungewöhnliche Erzählstruktur auf. Kapitelweise wechselt die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten, wobei der Part von Lea in der Ich-Form erzählt wird und jener von Tarik in der dritten Person. Selbst als die beiden durch das Schicksal aufeinandertreffen, werden die Erzählstränge nicht miteinander verwoben, sondern getrennt fortgeführt, was zu einer verwirrenden Dopplung der Darstellung der Geschehnisse führt.
Die anfänglichen Ausführungen zur Situation in Israel und dem Gaza-Streifen sind für einen Thriller ungewöhnlich umfangreich und bremsen auf den ersten 150 Seiten die Spannung. Doch hier vermutet der geneigte Leser noch, die politische Perspektive könnte später eine Rolle spielen. Im mittleren Teil, der die eigentliche U-Boot-Fahrt schildert, nimmt die Geschichte deutlich an Fahrt auf, und steigert die Neugier beim Leser, was wohl die Ursache der Ereignisse gewesen sein möge. Leider wird dies nicht zufriedenstellend beantwortet und die genannten Erwartungen zu politischen Implikationen werden enttäuscht. Der Epilog verrennt sich in ein apokalyptisches Szenario, mit einer nach einem Geschmack sehr erzwungen wirkenden Kolonialismus-Kritik, die durch die einfache Umkehrung der ethnischen Vorzeichen schon wieder absehbar ist.
Schade. Ich hatte ganz andere Erwartungen an eine schlüssigere Geschichte!