Erste Afrikastudie

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miss marple 64 Avatar

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Als Henning Mankell 1971 das erste Mal nach Afrika reiste, muss ihn das tief beeindruckt und bewegt haben. Im Anschluss schrieb er einen ersten kleinen Roman, wohl eher eine längere Erzählung, in dem er seine Eindrücke in dem namentlich nicht erwähnten Land verarbeitete. Wer seine späteren Afrika- Romane kennt, wird wichtige Themen bereits hier wiedererkennen- allen voran die Auswirkungen des Kolonialismus, die Ausbeutung der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart, den Umgang mit Krankheit und Elend. Mankell zeigt sich hier schon in frühen Jahren als großer Beobachter, so gibt er detailliert eine Marktszene wieder, lässt seine Figuren Elisabeth und Stefan hautnah die Atmosphäre dort erspüren mit allen Gerüchen und Geräuschen. Elisabeth wird auf einer ihrer Erkundungstouren Zeugin eines rituellen Tanzes, dessen Wirkung sie sich kaum entziehen kann. Mankell sensibilisiert diese junge Frau und lässt sie hinter die Kulissen eines schon Anfang der 70er Jahre gut entwickelten Tourismus schauen, lässt sie teilhaben am armen Leben der Einheimischen, indem er ihr und Stefan einen kleinen Jungen zur Seite stellt, der ihr „Freund“ werden möchte, sich ihnen als Fremdenführer anbietet, anstelle zur Schule zu gehen und der davon träumt, nach Schweden zu gehen, um da zu arbeiten. Selbst aus weniger privilegierten Verhältnissen stammend, erkennt sie nach und nach, dass es nicht nur das Urlaubsparadies mit seinen schönen Landschaften und traditionellen Tänzen gibt, sondern auch die Kerrseite der Medaille. Dieses Verständnis wird ihr auch durch Sven, einen mitreisenden Lehrer vermittelt, der ihr historische und politische Hintergründe erläutert. Mit Stefan setzt Mankell einen jungen Mann ins Bild, der zwar auch von den Zuständen vor Ort betroffen ist, wie z.B. beim zufälligen Besuch eines Lepradorfes, wo die Menschen wie zu Kolonialzeiten von der Gemeinschaft ausgesperrt sind, aber es berührt ihn nicht so sehr, als dass er nicht im nächsten Augenblick mit einem afrikanischen Mädchen ins Bett gehen würde, nur um damit prahlen zu können. Er ist oberflächlich, nur auf sein Wohl bedacht und steht auf der Sonnenseite des Lebens.
Der Leser merkt am Schluss, hier ist noch etwas nicht fertig. Dass Mankell später seine Eindrücke über Afrika, wo er ja selbst über viele Jahre in Mosambik lebte und arbeitete, wort-und bildgewaltiger auszudrücken vermag, wissen wir oder empfehlen dem noch unwissenden Leser dieses nachzuholen, denn es gibt einen Autor jenseits der Wallander-Romane.