Eine Strafe für jeden Leser.

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
al Avatar

Von

Anders als ich es mir erhofft habe, hat sich der schlechte Eindruck, den ich bereits vorab durch eine Leseprobe erhalten hatte, durch die Lektüre des gesamten Buches nicht in Luft aufgelöst. Im Gegenteil: Durch eine sich während des Lesens immer weiter aufstauende Wut, blieb mir – bis ich den Schluss Bambarens geistigen Ergusses endlich erreicht hatte – fast die Luft weg, so dass ich erst einmal das Fenster öffnen musste, um tief durch zu atmen.
Nun zur Begründung meines Eindrucks, die sich in drei Bereiche aufteilen lässt.
1. Inhalt
Eingeschlagen in einen schönen bunten Hochglanzdruck erscheint das Buch auf den ersten Blick wie einer der Reiseführer, die man in jeder Kaufhausbuchhandlung zuhauf erhält. Leider setzt sich dieser Eindruck im Innern fort. 19cm misst die Höhe einer Seite, 6,5cm davon (also über ein Drittel) sind (abgesehen von der Seitenzahl) leer. Von den 128 als Umfang angegebenen Seiten sind nur 105 mit dem Vorwort und der eigentlichen Geschichte bedruckt. 30 davon jedoch maximal zur Hälfte, da dort entweder ein Kapitel beginnt oder endet, denn zumindest mit der Vergabe von Kapiteln ist der Autor sehr großzügig. Auf einigen der nicht mit Text des Autors bestraften Seiten erwartet den Leser der einzige Lichtblick des gesamten Werkes: acht wirklich wunderschöne Farbfotos, deren Daseinsberechtigung sich schnell offenbart. Denn obwohl der Autor ständig erklärt, wie schlecht die Medien und vor allem das Fernsehen sind, kommt seine Geschichte nicht ohne visuelle Unterstützung aus. Die Bilder sind thematisch passend zum jeweils vorhergehenden Text (!) gewählt. Nur dadurch lässt sich ansatzweise erahnen welche Stimmung Bambaren mit seiner Schreibweise, die der eines Tagebuch führenden Teenagers ähnelt, wohl zu erzeugen vorhatte.
2. Schreibstil
Leider bietet Bambaren nicht nur sinnloses Dahergeplänkel, er tut dies auch in einer Art und Weise die lachhaft ist. Man fragt sich nach jeder gelesenen Doppelseite warum man überhaupt zur nächsten weiterblättern sollte. Da keinerlei Spannung verloren geht, wenn ich etwas aus „Die Bucht am Ende des Meeres“ zitiere, hier ein kleiner Eindruck von Bambarens Können: „Ich schwöre: Ein paar dieser Fische sehen so groß aus wie ein VW-Käfer“. Leider weiß ich nicht wie etwas aussehen kann als wäre es so groß wie ein Auto, aber ich kann schwören, dass ich noch nie einen größeren Murks gelesen habe! Neben Beschreibungen dieser Art wirft er mit Lebensweißheiten um sich, wie Karnevalsprinzen mit Süßigkeiten auf einem Rosenmontagszug. Wie auch dort tut es jedoch höllisch weh, wenn man gleich einen ganzen Haufen davon gleichzeitig vor den Schädel geknallt bekommt. Jedoch soll offenbar genau etwas Derartiges den Höhepunkt der Erzählung darstellen, wenn man auf S. 71 bis 72 zehn nichts sagende, ohne Zusammenhang aneinander gereihte, esoterisch angehauchte Sprüche aushalten muss.
3. Ansichten des Autors
Abgesehen davon, dass Menschen auf mich grundsätzlich leicht paranoid wirken, wenn sie behaupten mit Tieren sprechen zu können, werden diese mir absolut unsympathisch, sobald Sie rassistische Tendenzen durchblicken lassen. So ist für Bambaren bereits „der Gang durch die Zollschranke (…) ein Erlebnis – eine großgewachsene dunkelhäutige Frau (…)“ stempelte seinen Pass ab. Seinen dunkelhäutigen Tauchlehrer vergleicht er gleich zweimal mit einem Tier. Und beim Frühstück lernt er andere Hotelgäste kennen: „zwei Paare aus Deutschland, ein Holländer, zwei Argentinier, zwei Briten und einer Afroamerikanerin mit ihrer Tochter, die mit einem Mann aus Tobago verheiratet ist.“ Bei letzterer Person scheint ihn die Hautfarbe mehr als die Nationalität beeindruckt zu haben. Oder warum war ihm bei den anderen Gästen die Herkunft wichtiger? Aber er wendet seine Theorien auch auf sich selbst an, denn als er vom Calypso-Tanz erzählt, äußert er sich dazu wie folgt: „Anfangs fand ich es schwierig, aber zum Glück ließen mich meine lateinamerikanischen Wurzeln nicht im Stich, und nach ein paar Versuchen fand sich mein Körper in die Musik ein.“ Bei solcherlei Äußerungen, von denen in dem kleinen Büchlein noch mehr vorhanden sind, wird wohl jeder ein wenig hellhörig.
Zurück zur Kaufentscheidung: Das Cover des Buches gaukelt den potentiellen Lesern eine angenehm entspannende Leseerfahrung vor. Lässt er/sie sich darauf ein, so findet er/sie allerdings nur ein Sammelsurium diverser Aufreger.
FAZIT: Wer in seinem Job keinen Stress kennt, von Beziehungsproblemen, drängelnden Autofahrern und ähnlichen Ärgernissen verschont bleibt, aber gerne wissen möchte wie sich Menschen in genau solch unangenehmen Situationen fühlen, dem sei ausdrücklich die Lektüre dieses Buches empfohlen. Allen anderen möchte ich raten die 7 Euro lieber in ein paar Mickey-Maus Hefte zu investieren, die tiefgründigere Freude und vermutlich bessere Tipps für ein zufriedenes Leben enthalten.