Die Burg der Fantasien

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Die Burg der Könige ist ein Roman des Schriftstellers und Filmautors Oliver Pötzsch. Schauplatz der Handlung ist der Trifels mitsamt seiner ihn umgebenden Ringburgen und dem Ort Annweiler in der Pfalz zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Eine Zeit des gesellschaftliche Umbruchs. Die Epoche des glorreichen Tifels, der den Mittelpunkt des Reiches bildete, liegt lange zurück. Doch es ranken Geheimnisse um die sagenumwobene Burg der Staufer.

Der Prolog sowie ca. das erste Drittel des Hauptteils fangen sehr vielversprechend und spannend an. Die fiktive Hauptakteurin ist Agnes, die mit ihrem Vater, dem Vogt, auf dem Tifels wohnt. Agnes` bester Freund Mathis, der heimlich in sie verliebt ist, ist der Sohn eines Annweiler Schmieds und kommt damit als unständesgemäßer Heiratkandidat nicht für die Tocher des Vogts in Frage. Agnes` größter Traum ist hingegen einen angesehenen Ritter zu heiraten. Doch die Zeiten haben sich geändert, das altehrwürdige Rittertum zerfällt zusehens und der Vater, selbst ein ehemaliger Ritter, ist verarmt und kann sich eine gute Parie mit einem reichen Adligen für seine Tochter nicht leisten. Nur durch einen für Agnes entbehrungsreichen Kuhandel kann sie einen Adligen heiraten und nach dem Tod ihres Vaters das Erbe (die Burg) für sich retten. Bis zu dieser Stelle ist der Roman durchaus gelungen. Mit dem weiteren Verlauf wird die Handlung jedoch immer fantastischer und hat bald kaum noch etwas mit den wirklichen historischen Begebenheiten zu tun. Die Schauplätze die zu Beginn noch so detailgenau und realistisch beschrieben wurden, ebenso wie die zu Beginn gut vermittelte Atmosphäre der Bauernaufstände, der Untergang des Rittertums und des sich immer stärker ausbreitenden Raumrittertums treten in den Hindergund. Die handelnden Personen sind, bis auf den Kaiser, allesamt erfunden. Überdies taucht plötzlich eine Verschwörungstheorie a la Dan Brown auf, was mehr in einen Thriller passen würde, da es mit der historischen Realität absolut nichts zu tun hat und die Handlung überdies auch sehr reiserisch und unglaubwürdig macht.

Ein historischer Roman sollte zu einem guten Teil aus gut recherchierten geschichtlichen Fakten, gemischt mit einigen fiktiven Elementen, bestehen. Leider überwiegt bei diesem Werk der fiktive Teil ganz eindeutig. Lediglich die Schauplätze und der zu Beginn der Handlung vermittelte geschichtliche Hintergrund entspechen der Realität. Das tragende Handlungsmotiv des Romans, das Geheimnis des Trifels und die Verschwörungstheorie, sind schlichtweg frei erfunden. Hier findet man viele Elemente die sicher einen erstklassigen Fantasyroman oder Thriller anstehen würden, nicht jedoch einem historischen Roman.