Es geht weiter - Harry Hole ist zurück in Oslo.
Nachdem ich bisher noch alle Harry Hole Bücher verschlungen habe, habe ich mich sehr gefreut, die Leseprobe zu "Die Larve" zu entdecken (auch wenn die Zahl der "Leseeindrücke" erwarten lässt, dass man hier keine Chance hat, beim "Hibbeln" zum Zug zu kommen).
Nach dem sehr offenen Ende von "Der Leopard" blieb die Frage bestehen, ob es überhaupt einen weiteren "Harry Hole" geben kann, ob dieser Mensch nicht psychisch wie physisch schon viel mehr ertragen musste, als möglich ist - es schien wahrscheinlicher, dass Harry endgültig in die Unterwelt abgetaucht, sich zu Tode gesoffen, an einer Überdosis verstorben oder von den chinesischen Triaden ermordet worden wäre als dass Harry noch einmal den Grauen der Bestie Mensch begegnen würde. Doch er ist wieder da!
Bereits auf den ersten Seiten von "Die Larve" werden verschiedene Handlungsstränge ausgelegt, einzelne Facetten und Perspektiven lassen den Leser atemlos auf die nächste Seite wechseln, und bevor man sich versieht, ist man hoffnungslos gefangen in diesem Netz aus Worten und will nur noch eines: weiterlesen!
Eine Ratte, die auf dem Weg zu ihren Jungen von einem beinahe Toten gehindert wird? Ein Angestellter des Reinigungstrupps am Flughafen, der offenbar Teil eines Drogennetzwerks ist? Der Drogen schmuggelnde Pilot, der sich durch den einfachen Gruß eines Reisenden äußerst verunsichern lässt?
Als Nesbo-Leser erkennt man in dem Reisenden den nach Oslo zurückgekehrten "alten Bekannten" Harry Hole - doch wie verändert wirkt dieser! Statt dem großgewachsenen, trotz aller Raubeinigkeit und Alkoholprobleme bisher als äußerst anziehend wirkenden Norweger lassen die Schilderungen der Blessuren der letzten Jahre, vor allem der langen Narbe im Gesicht, eher das Bild eines Heath Ledger in „The dark Knight“ vor meinem inneren Auge entstehen.
Nach außen cool und souverän, doch wenn man den „Lebensweg“ Harry Holes verfolgte, kann man erahnen, welches psychische Wrack hier eigentlich das Flugzeug verlässt.... – und über allem schwebt natürlich die große Frage nach dem WARUM?
Was macht der ehemalige Kriminalkommissar, der mehrere Serienmörder enttarnt und dabei nicht nur physische Wunden davontragen musste, wieder in seiner Heimatstadt?
Ich kann es nicht erwarten, die Antwort darauf zu erfahren, .und wenn man einige der vorigen Kritiken zu den Leseproben liest, bin ich nicht alleine auf dieser Suche!