Eher biographischer Roman als Krimi, ansprechende Aufmachung

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nordlicht Avatar

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Die Erzählung beginnt im Oktober des Jahres 1556. Die Augsburger Patriziertochter Philippine Welser ist bei ihrer Tante auf Schloss Bresnitz zu Besuch und verbringt den Tag am liebsten inmitten der Bücher ihrer Tante. Besonders gern studiert sie Bücher über Heilkräuter, da sie sich ebenso wie ihre Mutter sehr für die Heilkunde interessiert. Bei ihrer Tante begegnet sie Erzherzog Ferdinand II von Habsburg, den sie offensichtlich schon vorher getroffen hat und zu dem sie sich hingezogen fühlt. Die Anziehung scheint gegenseitig zu sein. Dies haben auch andere Menschen bemerkt und nicht jeder ist glücklich über die sich entwickelnde unstandesgemäße Beziehung: der Oberstallmeister Ferdinands und Philippines Zofe beschließen, einen Keil zwischen die Verliebten zu treiben. Die Zofe setzt Philippines Tee ein Brechmittel zu, doch auch der Anblick der kranken Philippine dämpft Ferdinands romantische Gefühle nicht.
In den folgenden Monaten, die hinterlistige Zofe ist inzwischen spurlos verschwunden, besucht Ferdinand Philippine regelmäßig und die beiden werden ein Liebespaar. Obwohl Ferdinand nach dem Willen seiner Familie eine standesgemäße Ehe eingehen müsste, will er Philippine heiraten. Dies kann jedoch nur heimlich geschehen. Philippine ringt mit sich, ob sie unter diesen Umständen heiraten will...
Die Leseprobe beginnt mitten im Roman mit einem Rückblick auf den Beginn der "Mesalliance". Nach dem Klappentext zu urteilen, befindet sich Philippine auf dem Sterbebett, nachdem sie jemand vergiftet hat. Sie lässt ihr Leben vor ihrem inneren Auge vorüberziehen und erinnert sich daran, dass ihre Liebe/Ehe von Anfang an durch gesellschaftliche Widerstände belastet war.
Interessant und ungewöhnlich ist der Wechsel zwischen einer Erzählung in der dritten Person und einer Ich-Erzählung aus der Sicht der Hauptfigur.
Den Kapiteln sind Ausschnitte aus einem Heilkräuterbuch (vermutlich einer von Philippine selbst angefertigten Arbeit) vorangestellt, diese Zeichnungen sind mit Angaben über die Wirkungsweise der jeweiligen Pflanze versehen und geben einen Einblick in die Heilkunst des 16.Jahrhunderts. Auch das Cover des Romans mit einem Portrait der Welserin ist sehr gelungen und unterscheidet sich wohltuend von andern historischen Romanen. Das Buch wird zwar als Krimi bezeichnet, ist für mich aber eindeutig ein biographischer historischer Roman.
Da ich Brigitte Riebe als Autorin bestens recherchierter historischer Romane sehr schätze und mich auch schon mit der Geschichte der Augsburger Patrizierfamilien intensiv beschäftigt habe, möchte ich dieses Buch unbedingt weiterlesen.