Nowhere Maxwell

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Wie ein Fremder und doch auf fatale Weise mit seiner unwirtlichen Heimatstadt, dem englischen Watford, verbunden, fühlt sich der Protagonist Maxwell, als er von einem längeren Australienaufenthalt nach Hause zurückkehrt. Traumwandlerisch und Jetlag geplagt zögert er die endgültige Ankunft an seinem Wohnort noch hinaus, um sich in einem Park von einem Dieb, der sich verlaufen hat, das Mobiltelefon klauen zu lassen. Irritiert über dieses Ereignis, das ihn seiner mobilen Erreichbarkeit entledigt, kauft er sich etwas Milch, um sich mit einer Tasse schwarzen Tees zu trösten. Doch das verlassene zu Hause mutet nicht weniger ungemütlich an wie die kalte Parkbank: nicht menschliche Wärme - Frau und Kind sind schon länger ausgezogen -, sondern nur ein paar Rechnungen, Email-Werbung und Zahnarztanrufe warten auf den Rückkehrer. Nicht einmal die 70 Facebook "Freunde" haben ihn einer Nachricht für würdig befunden. Eins ist klar: Maxwell ist ein Verlassener. Selbst auf den scheinbaren Familienfotos aus besseren Tagen findet er kaum ein menschliches Gesicht, nur Oberflächenstrukturen von Gesteinsblöcken.

Der Mensch als Herdentier definiert sich über die Beziehungen zu den anderen. So auch Maxwell, der plötzlich die "unerträgliche Leichtigkeit des Einsamseins" erfahren muss. Themen wie die schöne neue a(soziale) Internetwelt mit ihren Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und dem künstlich erzeugten Zusammengehörigkeitsgefühl mit Leuten, die man nie zuvor getroffen hat im Gegensatz zu einer realen Welt, in der es immer schwieriger wird menschliche Kontakte aufrechtzuerhalten, werden im Roman verhandelt. Maxwell muss sich erst ein Alter Internet Ego zulegen, um mit seiner Ehefrau eine Diskussion auf Augenhöhe führen zu können. Das Buch versucht die Isolation angesichts der neuen Medien auf tragikomische Weise zu karikieren. Ob es seinem Anspruch gerecht wird, muss eine Lektüre des ganzen Textes entscheiden.