Absolut fesselnd

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misspider Avatar

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Dieses Buch konnte ich einfach nicht aus der Hand legen.

Mit wachsender Beklemmung verfolgte ich, wie Clarissa von ihrem Stalker heimgesucht wurde, wohl wissend, dass es immer noch schlimmer werden würde. Und obwohl ich das dramatische Finale längst in ähnlicher Weise erwartet hatte, hat mich das plötzliche Eintreffen trotzdem völlig überrumpelt. Wie auf einer Achterbahnfahrt durchlebt man die 7 Wochen, in denen Rafe Clarissa das Leben zur Hölle macht. Meisterhaft wiegt die Autorin Clarissa und die Leser immer wieder für kurze Momente in eine trügerische Sicherheit. Es bleibt aber gerade nur genug Zeit zum Luft holen, bevor die Geschichte erneut in den Abgrund stürzt, wo bereits der nächste Schrecken lauert.

Gut gefiel mir, wie die Autorin die Erwähnung von Märchen wie Blaubart einfließen ließ, in denen die Frauen stets ein grauenvolles Schicksal erleiden und die hier als düstere Vorboten und Androhung kommender Ereignisse ihre Wirkung nicht verfehlten. Hier hätte ich mir allerdings zu einigen der weniger bekannten Märchen eine erklärende Fußnote oder am liebsten einen kleinen Anhang gewünscht.

Ebenfalls positiv empfand ich den Wechsel der Erzählperspektive zwischen erster und dritter Person, die es dem Leser ermöglichte, aus Clarissas Wahrnehmung herauszutreten und die Ereignisse als Außenstehender zu betrachten.

Interessant waren die Informationen und Zahlen aus Ratgebern zum Thema Umgang mit Stalking, die Clarissa sich immer wieder vor Augen führt. Leider verläuft die Realität aber nicht nach Plan und so können Clarissas Bemühungen 'alles richtig zu machen' die finale Eskalation nicht verhindern.

Ein wenig gestört hat mich der zweite Handlungsstrang, in dem es um ein Gerichtsverfahren gegen mehrere Männer wegen Vergewaltigung geht und das als Anlass dient, Clarissa als Geschworene für 7 Wochen aus ihrem Alltagsleben zu reißen. Zwar konnte die Autorin geschickt Parallelen zur Clarissa aufbauen, die aufgrund der Befragungen Zweifel an ihrer eigenen Glaubwürdigkeit hegte und sich mehrfach fragte, ob die Polizei ihr wohl eine Mitschuld an ihrer Situation zuschreiben würde. Andererseits wirkten die Aussagen vor Gericht teilweise übertrieben und konstruiert, um als Mittel für diesen Effekt passend eingesetzt werden zu können.

Auch wenn ich Clarissas Handlungsweise nicht immer nachvollziehen oder gutheißen konnte - als Außenstehender hat man natürlich gut reden - und das Ende für meinen Geschmack ein paar Zufälle zu viel bemühte, ist 'Du bist mein Tod' ein absolut empfehlenswerter, Nerven zerreißender Thriller, der vielen Lesern schlaflose Nächte bereiten dürfte.