Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück

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isa85 Avatar

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Nachdem die Leseprobe von "Du bist mein Tod" mich in ihren Bann gezogen hatte, fing ich mit relativ hohen Erwartungen zu Lesen an.
Das Buch widmet sich dem Thema 'Stalking' zunächst auf sehr eindrückliche Art und Weise, da die Stimmung und die Gedankenwelt der Protagonistin sehr gut transportiert werden. Auch die Idee, der Story als Nebenschauplatz eine Gerichtsverhandlung um das Gewaltverbrechen an einer jungen Frau beiseitezustellen finde ich sehr gelungen. Dies bringt dem Buch an sich eine gewisse Dynamik und ermöglicht das Ziehen von Parallelen. Auch die zweite männliche Hauptperson - als positiven Gegenspieler zum Stalker - ergänzte die Story auf angenehme Art und Weise. Das Buch überzeugt eine ganze Zeit lang als Pageturner und die verschiedenen Erzählweisen (Tagebucheinträge aus Clarissas Sicht, Erzählperspektive in dritter Person) machen das Lesen abwechslungsreich und ermöglichen ein besseres Einfühlen in die Seelenwelt der Protagonistin, sodass man die zunehmende selbstauferlegte Isolation zum Schutz der eigenen Person und der Freunde und Bekannte eindrücklich nachfühlen kann. Das Thema Stalking und dessen weitreichende Auswirkungen werden so gut transportiert. Dies wird vor allem auch in der akribischen Sammlung von Beweisstücken deutlich, die klar machen, dass die Beweislast bei derartigen Fällen beim Opfer liegt und eine große emotionale Belastung darstellt.
Gar nicht überzeugen konnte mich leider das Ende des Buches. Dieses ist vorhersehbar und ziemlich aprupt. Ich hätte mir eher eine Wendung gewünscht, eine unerwartete Überraschung, vielleicht sogar eine tragischere Entwicklung der Story oder ein vollkommenes Infragestellen der Rollenverteilung (wer ist gut, wer böse). Auch werden einzelne Handlungsabläufe am Ende nicht mehr deutlich genug gezeichnet, sodass die Plausibilität leider leidet.