Lehrreiches Buch über die Welt des Geschmacks

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bakerstreetbabe Avatar

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Seit ich "Eine Frage der Chemie" gelesen habe, faszinieren mich die theoretischen Hintergründe, die ein Essen zu einem guten oder sogar herausragenden Essen machen. Daher hat mich Flavorama sofort angesprochen.

Von der Gestaltung gefällt mir das Buch sehr gut. Statt mit Fotos ist es mit sehr vielen schönen Illustrationen und Grafiken ausgestattet, die ein einheitliches Gesamtbild ergeben und das Buch sicher auch zu einem guten Geschenk machen.

Aufgeteilt ist das Buch in 4 Teile. Zunächst erklärt die Autorin grundlegende Hintergründe zur Wahrnehmung von Geschmack und Geruch. Dann geht sie auf die grundlegenden Geschmacksrichtungen und Geruchskategorien ein. Anschließend wird erklärt, wie sich Geschmack hervorheben und erzeugen lässt.

In Bezug auf das vermittelte Wissen ist das Buch wirklich unschlagbar - die Autorin geht sehr ins Detail, erklärt die Prozesse dennoch aber auch für Laien verständlich. Durch das ganze Buch ziehen sich interessante Exkurse zu einzelnen Zutaten, der Entstehungsgeschichte von Gerichten und vielem mehr. Dennoch gebe ich dem Buch nur 3 Sterne, denn für mich war es eher ein Sachbuch über Geschmack und Geruch als ein Kochbuch. Zum einen, weil die im Buch enthaltenen Rezepte zum großen Teil nur mit recht viel Aufwand umsetzbar sind, da sie Zutaten erhalten, die man wahrscheinlich nur im Internet oder in Spezialmärkten erstehen kann, oder mit denen man dann nur einen einzelnen Bestandteil für ein Gericht erzeugen kann, aber bereits viele Stunden Arbeit investiert. Auch solche Rezepte sind interessant und ich würde mich auch prinzipiell als sehr experimentierfreudig bezeichnen - aber ich hätte mir gewünscht, dass nur 20 % der Rezepte so sind, nicht 80 %. Zudem fehlt bei vielen Abschnitten im Buch ein abstahierender Teil, der die Details nimmt und in ein allgemeingültig anwendbares Format überführt. Beispielsweise beschreibt ein Abschnitt die Kategorie des fruchtigen Geruchs. Wir lernen, warum Früchte so gut riechen (sowohl der Zweck dahinter als auch die chemischen Hintergründe). Soweit, so interessant. Was wir aber nicht lernen, ist, wie man die fruchtige Geruchskategorie nun beim Kochen einsetzt. Es gibt Abschnitte mit Beispielen (z. B. "Reibe die Schale und verwende sie als Gewürz"), diese sind aber im Text verteilt, sodass man sie sich, wenn man nachschlagen will, erst zusammen suchen müsste, und zum anderen wirkt es eben nur wie ein Beispiel, nicht wie eine hilfreiche, allgemeine Struktur, auf die die Autorin eigentlich nach eigener Aussage auch Wert legt. Was ich mir gewünscht hätte, wäre z. B. "Fruchtigen Geruch in Vorspeise, Hauptspeise, und Nachspeise einsetzen" oder "Wie lässt sich Fruchtiger Geruch hervorheben", oder auch "Welche anderen Gerüche unterstreichen fruchtigen Geruch". Viele dieser Themen werden wie gesagt schon angeschnitten, aber nur mit einem Beispiel oder einer bestimmten Frucht.

Ich würde das Buch daher definitiv weiterempfehlen, aber als Sachbuch für Interessierte Menschen an der Theorie des Kochens oder für erfahrenere Köche als Inspirationsquelle. Ich werde das Buch sicher noch einmal in Ruhe lesen, mit Notizen machen und als Nachschlagewerk benutzen, und insgesamt hat es trotz der Schwachstellen für die praktische Anwendung viel Spaß gemacht, darin zu lesen.