Zu abstrakt und mit vielen Stereotypen

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
tokall Avatar

Von

Mit der Reihe „Jeder kann die Welt verändern“ aus dem Egmont-Verlag tue ich mich erneut schwer. Auch der zweite Band „Ich bin Albert Einstein“, verfasst von Brad Meltzer, illustriert von Christopher Eliopoulos, konnte mich nicht überzeugen. Schon mit dem ersten Band „Ich bin Anne Frank“ hatte ich meine Schwierigkeiten (vgl. eine frühere Rezension). Vor allem die Altersangabe des Verlags (für Kinder ab 7 Jahren) halte ich für unangemessen. Denn die Macher dieses Buchs beachten erneut einen zentralen Aspekt nicht, der mich schon beim ersten Band massiv gestört hat. Ich zitiere mich selbst: „Didaktische Reduktion muss das Kriterium von Angemessenheit erfüllen. D.h. es muss das Vorwissen der Zuhörer:innen berücksichtigt werden.“ Und in meinen Augen wird dieser Aspekt auch in Band zwei erneut nicht beachtet. Viele Inhalte halte ich für zu abstrakt, die Kinder werden sie also nicht angemessen verstehen. Das habe ich schon beim ersten Band kritisiert. Hier einige Auszüge aus dem Text, die das beispielhaft verdeutlichen: „fasziniert von der Funktionsweise des Kompasses“, „Alles gehorchte unbekannten Gesetzen“, „warum verhielt sich das Universum so, wie es sich verhielt“, „Auch in Musik entdeckte ich feste Strukturen“, „Genau wie der Kompass war es nun das Geometriebuch, das meinem Leben eine bestimmte Richtung verlieh“ etc. Und ich könnte weitere Beispiele anführen.
Was mich noch stört: Das Bild, das von Albert Einstein vermittelt wird, ist schon sehr schematisch und stereotyp. Immer wieder wird verdeutlicht, wie sehr er doch von seiner Umwelt als Träumer abgestempelt wurde und Häme ertragen musste. Für mich wird der erzählte Inhalt hier zu sehr dem Klappentext untergeordnet und simplifiziert, getreu dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Man greift selektiv einzelne Episoden aus dem Leben heraus und ordnet sie der Botschaft unter, die mit diesem Buch vermittelt werden soll.
Nicht zuletzt gefällt mir auch die Bebilderung nicht. Warum wird Albert Einstein schon als Kind mit Bart und wilder Frisur dargestellt? Was soll das? Mir hat sich die Funktion dieser Darstellung nicht erschlossen und es verleiht dem Inhalt noch dazu etwas Komödiantisches. Und es zeugt erneut davon, in was für einer stereotypen Form hier von Albert Einstein berichtet wird. Insgesamt finde ich die Zeichnungen zu unrealistisch und künstlich überzeichnet. Das hat mich im ersten Band noch gar nicht so gestört. Aber beim zweiten Band empfand ich die Illustrationen als zu synthetisch.
Ich werde den nächsten Bänden dieser Reihe keine Chance mehr geben. Zwar interessieren sich Kinder durchaus für historische Persönlichkeiten, aber die inhaltliche und gestalterische Aufmachung der Bücher sagt mir und meinen Kindern einfach nicht zu. Hier wird Potential nicht genutzt.

Fazit: Ein Kinderbuch mit vielen zu abstrakten Inhalten. Nach meiner Erfahrung überfordert es die jungen Zuhörer:innen und Leser:innen und ist nicht altersangemessen. Noch dazu werden Stereotype reproduziert. Ich rate von der Lektüre ab und vergebe 1 Stern.