Zwiespältig

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bücherfreund54 Avatar

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Es ist ohne Zweifel ein schwieriges Unterfangen, die gescheiterte Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch, beide zur Zeit ihrer Liebesbeziehung gefeierte Schriftsteller, literarisch aufzuarbeiten. Sicherlich gelingt es Bettina Storks, die grundlegenden Konfliktebenen der Beziehung offenzulegen: der unbedingte Freiheitswille Ingeborg Bachmanns, ihre Suche nach einer poetischen Sprache und ihre Hingabebereitschaft auf der einen Seite, die kleinbürgerliche Bodenständigkeit Frischs, seine Arbeitsdisziplin und seine übersteigerte Eifersucht auf der anderen Seite. Storks versucht beiden Persönlichkeiten gerecht zu werden, indem sie abwechselnd aus der Sicht Bachmanns bzw. Frischs schreibt. Dabei gibt sie jede Distanz zu den Figuren auf, indem sie jeweils von „Ingeborg“ und „ Max“ spricht. Unverkennbar aber gehören ihre Sympathien Ingeborg Bachmann ( Bettina Storks ist zu einem Thema über Ingeborg Bachmann promoviert worden). Vielleicht ist es diese Sympathie, die verhindert, dass der exzessive Alkohol- und Medikamentenmissbrauch von Ingeborg Bachmann näher thematisiert wird. Und der ist nicht allein durch die problematische Beziehung zu Max Frisch bedingt.
An vielen Stellen fügt Storks Zitate aus Werken Bachmanns und Frischs ein und bezieht sie auf biografische Gegebenheiten ihrer Beziehung. Das ist ein sehr problematisches Verfahren, reduziert sie doch die Literatur Bachmanns und Frischs auf biografische Versatzstücke. Ebenso problematisch ist es, ein Originalzitat mit einem Zitat der Sekundärliteratur zu verbinden, ohne dies zu kennzeichnen.
Wirklich zu verstehen ist die Problematik der Beziehung zwischen Bachmann und Frisch nur, wenn man beider Werke kennt. Und auch um die Rolle Paul Celans in dieser Beziehung zu verstehen, ist eine Kenntnis seiner Dichtung notwendig.