Eine herrlich unterhaltsame, leichte Lektüre für Eltern und jeden, der Kinder mag

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sillesoeren Avatar

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Jess Jochimsen lässt seinen angeblich fiktiven Erzähler vom ganz normalen Wahnsinn der Kindererziehung berichten. In 35 kurzen Episoden schildert er auf nur 141 Seiten die gleichsam chaotischen wie typischen Erlebnisse und Gespräche mit seinem Sohn. Wenn ich das so lese, freue ich mich schon doppelt auf die Zeit, in der meine Tochter im Grundschulalter ist.

Bei jedem einzelnen Kapitel konnte ich mir so deutlich vorstellen, dass dies wirklich in hunderten von Haushalten in Deutschland passiert, dass ich mich am Ende fragte, ob es überhaupt wichtig ist, ob der Autor die Geschichten erfunden hat oder einfach nur aus seinem Alltag berichtete. Ich habe meinem Mann das Buch während einer vierstündigen Autofahrt komplett vorgelesen, weil er es schon im ersten Kapitel nicht ertrug, dass ich immer wieder laut loslachte. Noch nie zuvor haben wir uns beim Autofahren einen Muskelkater in die Lachmuskeln gelacht!

Besonders der erste Teil des Buchs besticht durch seine trockenen Beschreibungen, die haarscharf an Englischen Humor grenzen und auf genauen Beobachtungen alltäglicher Situationen und Dialoge basieren. Denn wer kennt sie nicht?
- Die Kinder, die vollkommen durcheinander sind, weil sie "eigentlich" immer die Wahrheit sagen sollen, außer an der Tierparkkasse und gegenüber der doofen Tante.
- Die Jungs, die alle Mädchen doof finden - außer einer, weil die ist süß.
- Die Tiere, die auch weiter Albert heißen dürfen, wenn ihre Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht zweifelsfrei nachgewiesen wurde.
- Die Eltern, die zwar zum Lernen ermuntern, aber in ihrem Innersten hoffen, die Kinder mögen bitte nun ja keine zu komplizierten Fragen stellen.
- Die Elternabende, bei denen sich vermeintlich normale Eltern unerwartet unter lauter Übermamis wiederfindet, die eine geschlagen halbe Stunde den Fettgehalt im Schulkakao diskutieren können.

Leider kann das Buch sein Niveau nicht durchgehend halten. Kann es daran liegen, dass der Autor noch nicht wusste, wie viel Platz ihm der Verlag einräumt und deshalb die besten Geschichten an den Anfang gesetzt hat? Es ist immer noch sehr nett zu lesen, aber es es fehlt der anfängliche Pfiff.

"Krieg ich schulfrei, wenn Du stirbst?" ist dennoch ein köstlich leichtes und lebensfrohes Buch für Eltern, die sich wegen ihrer eigenen Kinder nur kurze Lesepausen gönnen wollen oder an einem kinderfreien Nachmittag die Sehnsucht nach dem eigenen chaotischen Nachwuchs lesend überbrücken wollen.