Licht am Ende des Tunnels

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Zum Buch:
Aus der Sicht des Teenagers Robert S., einem Unternehmersohn aus reichen Verhältnissen, erzählt Klaus-Peter Wolf die Geschichte von Roberts Entführung durch einen Mitarbeiter seines Vaters und von dem besonderen Verhältnis zwischen Robert und seinem verstorbenen Großvater. Für Robert ist sein Großvater nie richtig gestorben, sondern steht ständig in Kontakt mit ihm und beschützt ihn, damit Robert seine anstehende „Aufgabe“ auf der Welt wahrnehmen kann, wobei allerdings nicht ganz klar wird, worin sie besteht. Hier lässt der Autor einige Deutungsmöglichkeiten offen. Als Robert nach einem Unfall an der Schwelle zum Tod stand, wird beschrieben, wie Robert in Richtung „Licht am Ende des Tunnels“ gehen möchte, aber das Zureden seines Opas hält ihn davon ab, bringt ihn zurück ins Leben. Das Buch wurde nach Angaben des Verlags als Thriller geschrieben und wendet sich vorwiegend an jugendliche Leser.

Meine Meinung:
„Licht am Ende des Tunnels“ besteht hauptsächlich aus zwei Komponente - einmal die vordergründige Handlung der Entführung Roberts, und dann aus der Beziehung zwischen Robert und seinem Opa bzw. aus der Innensicht Roberts auf die Geschehnisse.

Da es ein Jungendthriller ist, fällt es mir extrem schwer, den Grad der aufgebauten Spannung zu beurteilen. Ich habe das Buch praktisch in einem Rutsch durchgelesen, fand es sehr gut geschrieben, allerdings war der beschriebene „Psychokrieg zwischen Täter und Opfer“ natürlich nicht mit einem Buch für Erwachsene zu vergleichen. Meinem Empfinden nach war es kein Thriller, aber das mag an meiner Sichtweise liegen. Die Beschreibungen blieben doch sehr oberflächlich, das Geschehen voraussehbar. Ich werde das Buch einfach an Jugendliche Leser weitergeben und deren Reaktion abwarten ;-)

Die Innensicht von Robert und die Zwiesprache mit seinem Opa fand ich wiederum extrem spannend. Sehr liebevoll bringt Klaus-Peter Wolf dem Leser hier die Beziehung der Beiden über gemeinsame Erlebnisse näher, an die Robert sich nacheinander wieder erinnert. Der Opa wird als äußerst menschenkundiger und tatkräftiger Geschäftsmann beschrieben, eigentlich idealisiert, und die Art, wie er seinem Enkel immer wieder Dinge über das Leben und die Geschäftswelt beigebracht hat, ist pädagogisch geschickt und rettet Robert während der Entführung öfter das Leben, indem er nicht aufgibt, indem er an sich glaubt, indem er die Initiative ergreift. Als sehr schönes Beispiel wird ein Schachspiel zwischen den Beiden beschrieben, das Robert noch gewinnen konnte, obwohl er rettungslos hinten lag, nur weil der Opa einen Fehler machte. Robert hält es im Nachhinein für möglich, dass der Opa diesen Fehler nur machte, damit er Robert genau diese Sache erklären und mit auf den Weg geben konnte. Daran erinnert er sich und schöpft Mut, dass auch wenn er in einer verlorenen Position sein sollte, sein Gegner (der Entführer) immer noch von sich aus einen Fehler machen kann.

Manche dieser Dinge wirken etwas zu glatt für mich als erwachsenen Leser, und es geht dann doch alles zu leicht auf. Das Ende gefiel mir überhaupt nicht. Meiner Meinung nach hat Klaus-Peter Wolf es sich hier zu leicht gemacht, indem er einfach ein Fragezeichen hinter die Handlung setzt. Aber vielleicht ist auch das erlaubt in einem Jugendthriller? Insgesamt war es für mich dennoch ein sehr lesenswertes Buch, und ich kann es jugendlichen Lesern auf jeden Fall weiterempfehlen. Vielen Dank für das aufwändig verpackte Leseexemplar!