Etwas zu viel Rausch

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Wenn es lediglich um die Gestaltung und stoffliche Qualität des Romans "Lila Eule" von Cordt Schnibben ginge, hätte das Buch sechs Sterne verdient. Hardcover, gutes Papier und Fadenheftung sprechen für sich. Dazu kommen die fantasievollen und farbenfrohen Bildcollagen als Einstieg zu jedem der 31 Kapitel.

Das Äußere deutet den Inhalt jedoch bereits an: Es geht vor allem um Drogen (Cannabis und Alkohol) und Sex. Dahinter verschwindet die eigentliche Geschichte zuweilen, was sehr schade ist. Denn die ist im Grunde eine halbe Autobiographie des Autors selbst. Nur heißt er im Roman Carl und ein bisschen was ist auch erfunden. Was genau, ist natürlich nicht klar und versinkt einfach im Cannabisnebel der Clubs.

Als Jugendlicher 1972 zieht Carl aus Protest gegen seinen Nazi-Vater nach Ost-Berlin und lernt dort Mara kennen und lieben, kann aber nicht in der DDR bleiben; der Kontakt bricht unvermittelt ab. Siebzehn Jahre später nutzt Carl, mittlerweile Journalist, den Fall der Berliner Mauer, um Mara in Ost-Berlin zu suchen. Aus diesem Gerüst schält sich nun die Geschichte, wobei mir der Aufhänger der Unternehmung etwas unlogisch scheint: Carl spricht bei seiner Erzählung immer wieder eine Frances an, die - soviel wird schnell klar - seine Frau in Bremen ist. Nun will er seine Jugendliebe finden und eine Geschichte daraus machen, die er an Zeitungen oder Zeitschriften verkaufen kann.

Fazit: Wer nicht viel Wert auf tiefgründige Erzählungen legt, wird seinen Spaß haben. Einige Kapitel für sich sind sehr komisch und für mich als gelernten DDR-Bürger mit einigen Erinnerungen verbunden. Dennoch gibt es in dem Roman für mich einfach zu viel Platz für Drogen- und Sex-Exzesse. Deshalb ziehe ich einen Stern ab.