Ein etwas anderer Reisebericht...

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frieda-anna Avatar

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Saroo wird in Indien geboren. Die Familie ist bettelarm. Der Vater verlässt die Mutter als Saroo noch ganz klein ist und gründet eine neue Familie.
Die Mutter muss hart arbeiten, um ihre vier Kinder ernähren zu können, aber trotzdem reicht das Geld vorne und hinten nicht aus. Saroos ältere Brüder, die er vergöttert, erhaschen durch betteln oder dubiose Straßengeschäfte hier und da ein paar Rupien. Als Saroo fünf Jahre alt ist, begleitet er seinen ältesten Bruder auf einem seiner Streifzüge in die nächst größere Stadt und geht dabei am Bahnhof verloren. In der Hoffnung, seinen Bruder in einem der Züge wieder zu finden oder zurück nach Hause zu kommen, steigt er in seiner Panik ein und findet sich nach einer langen Fahrt am anderen Ende von Indien, in Kalkutta, wieder.
In der wuseligen Millionenmetropole findet sich niemand, der dem verzweifelten kleinen Jungen, der weder seinen vollständigen Namen, noch seinen Heimatort nennen kann, hilft. Den Kontakt zur Polizei vermeidet er aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen von zu Hause. Also bleibt Saroo nichts anderes übrig, zu versuchen auf der Straße zu überleben.
Eine günstige Fügung des Schicksals führt ihn nach wochenlangem Überlebenskampf zu einer Adoptionsvermittlung. Saroo hat Glück. Schnell findet sich ein australisches Ehepaar, das ihn bei sich aufnimmt.
Er wächst in geordneten Verhältnissen auf, aber die Frage nach seiner Herkunft und das Rätsel um seine Irrfahrt, lassen ihn 25 Jahre nicht zur Ruhe kommen.
Schließlich macht er sich mittels Google Earth und Facebook auf die Suche nach seinem Heimatort, um seine Ursprungsfamilie wieder zu finden.

Die ganze Geschichte von Saroo Brierley ist von Anfang bis Ende sehr ergreifend und schier unglaublich. Für uns, in unserer Zivilisation, ist es unvorstellbar, dass ein Kind so hoffnungslos verloren geht, dass es keine Möglichkeit gibt, ihn zu seiner Familie zurückzubringen, aber dieses Buch ist ein Tatsachenbericht, den man im Gedächtnis behält. Es ist kaum möglich mit dem Lesen und Schauen der Bilder, die in dem Buch enthalten sind, aufzuhören. Herr Brierley schreibt in der Ich-Form und so wird man mit auf die Reise genommen. Stets hat man das Gefühl, dem kleinen Saroo ganz nahe zu sein und möchte ihn am liebsten an die Hand nehmen und zurückführen. Aber das war selbst den indischen Behörden damals nicht möglich. Ein Wunder, dass er bei den großen Gefahren, die in einer solchen Metropole lauern, überhaupt überlebt hat.
Dieser spannende Erlebnisbericht zeigt auf, wie wichtig es ist, zu wissen wo seine Wurzeln sind, um ein ganzer Mensch zu sein und lässt uns bewusst werden, wie gut es uns hier geht.