whispering twenties

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cara_11 Avatar

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Nach der Leseprobe hätte ich eigentlich roaring twenties erwartet (mit brüllenden Löwen) - ein ermordeter Unbekannter im Löwenkäfig und ein charismatischer junger Kommissar, der sich nicht um Konventionen - und teilweise auch nicht um Vorschriften - schert.
Zur Story. In einem Circus im Berlin des Jahres 1926 wird ein Toter in einem Löwenkäfig entdeckt. Die Spuren führen den jungen Kommissar Martin Forster, der sich vor interessierten Frauen kaum retten kann, zu Ringvereinen (mafiöse Organisationen ehemaliger Häftlinge, die das Drogenmilieu und die Prostitution kontrollieren) und in halbseidene Strukturen. Hilflos taumelt die Polizei dahin, bis sie regelmäßige Hinweise einer „Hellseherin“ bekommt – und jeder dieser Hinweise scheint ein Treffer zu sein. Daneben versucht Herr Forster eine Beziehung aufzubauen, wobei er eigentlich selbst nicht so recht an da Liebesglück zu glauben scheint und keine Gelegenheit auslässt, „fremdzugehen“. Dass ihm der Hauptfall kurzfristig ganz entzogen wird, lässt ihn eher kalt, da er weiterarbeitet wie bisher, und daneben noch einen vermeintlicher Mord an einem jungen Adligen aufklärt, der sich als Selbstmord aus Scham entpuppt. Natürlich ist zufälligerweise seine „Freundin“ (Bekanntschaft trifft’s wohl eher) bei genau dieser adligen Familie beschäftigt gewesen, wurde aber wg. eines vermeintlichen Verhältnisses mit dem Toten gekündigt und kann – oder will – ihm nicht helfen – aber der Fall wird trotzdem, ohne viel Nachforschung, rasch gelöst. Aber es handelte sich dabei ja eh nur um einen Nebenschauplatz.
Mein Eindruck: der Autor hat immer wieder interessante Ideen und Ansätze (Struktur und Zweck der Ringvereine, schöne Beschreibungen des historischen Berlins, der historische Hintergrund – Wirtschaftskrise, Volksbefragung zur Fürstenenteignung, aufkeimende Judenfeindlichkeit etc.), ich konnte mich aber nicht in die Story hinein leben, der junge Kommissar war mir bald mal etwas unsympathisch, da doch etwas überheblich, und die meisten Frauenfiguren haben mich eher genervt als interessiert. Dazu kommt, dass ein PDF kein E-Pub ist!