Ein bisschen wie eine LP auf 45 Umdrehungen pro Minute

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Autoren, die ihre Detektive, Buchhändler oder ähnliche Berufsgruppen nach (alten) Büchern suchen lassen, gibt es ja öfters. Ein Detektiv, der seltene Schallplatten aufstöbert, war mir neu. Diesen Überraschungseffekt im gesamten Buch durchzuhalten, war nicht ganz drin, dennoch liefert Andrew Cartmel ein solides Stück – ja was eigentlich genau? - ab.

Die Grundidee der Geschichte ist einfach: Eines schönen (zugegebenermaßen chaotischen) Tages steht Nevada Warren vor der Tür des „Vinyl-Detektivs“ und bittet ihn, eine extrem seltene LP aufzuspüren. Klingt nach einer leichten Übung für jemanden, dessen Geschäft genau darin besteht. Doch in Wahrheit sieht die Welt anders aus: Schon bald tritt der namenlose Detektiv eine Reise über die halbe Welt and und ebenso bald ereilt Menschen entlang seines Weges plötzlich und unerklärlich der Tod, sodass klar ist, dass die gesuchte LP wohl keine „normale“ Platte ist.

Was auf den ersten Blick nach einer atemlosen, rasanten Geschichte klingt (und ja, das Ganze liest sich extrem flott), entpuppt sich zumindest streckenweise als durchaus gemächlicher britischer Krimi. Aber nicht nur, denn zwar ist man während der gesamten Suche auf der Suche nach der Auflösung des Geheimnisses der Platte, doch mir kam es so vor, als ginge es letztlich mehr um eine Vorstellung skurriler Charaktere und darum, dem Leser klarzumachen, welche Rolle die Musik im Leben eines Menschen zu spielen vermag. Ganz nebenher ist das Buch auch eine Hommage an London.

Die Geschichte besteht aus 2 Rätselsträngen (A-Seite und B-Seite) und ist aus der Perspektive des Detektivs erzählt und den lässt Cartmel über eine erstaunliche sprachliche Varianz verfügen: von Stummelsätzen bis zu Sätzen, die sich mehr oder minder über einen kompletten Absatz ziehen, findet sich die gesamte Bandbreite. Das macht das Buch für sprachlich begeisterungsfähige Leser zu einem Eldorado – sollte man meinen, doch auch hier ist das nur die halbe Wahrheit, denn manchmal kann das „Grundmuster“ des Satzbaus auch nerven.

Alles in allem ein seltenes Stück Literatur von einem Autor, der kein Anfänger ist. Doch an vielen Stellen spürt man seine „Drehbuchvergangenheit“ eben auch. Außerdem sollte man ein Faible für Katzen, Musik und alles, was mit Letzterem zusammenhängt, mitbringen – sonst weiß man Aussagen, dass jemand einen Thorens-Plattenspieler sein eigen nennt, nicht einzuordnen.