Aus der Zeit gefallen

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stephanus217 Avatar

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würde mir einfallen, wenn ich das Buch mit einem Schlagwort beschreiben sollte.
Das meine ich überhaupt nicht negativ; mir hat das Buch trotz kleiner Schwächen und Längen nämlich wirklich gut gefallen.

Aber aus der Zeit gefallen ist ein wenig die "Schreibe" des Autors. Insbesondere das Tempo, bzw. das mangelnde Tempo an einigen Stellen entspricht so gar nicht der aktuell vorherrschenden Hektik - ich empfinde das als wohltuend. Der Autor nimmt sich Zeit, seine Charaktere ausführlich auszuarbeiten, auch wenn er dabei gelegentlich über das Ziel hinausschießt.
Er nimmt sich auch Zeit, einzelne Szenen zu komponieren und zu malen, nicht zu skizzieren - ich denke da nur an den 65. Geburtstag des Antagonisten Jakobi - zum Schreien komisch...

Aus der Zeit gefallen scheint auch der Protagonist, ein Theatermann der alten Schule, gefeiert an großen Häusern, jetzt verjagt von einer Provinzbühne, der die neuen Strömungen in der Theaterszene nicht mehr verstehen kann oder nicht mehr verstehen will; der scheitert an Intrigen seiner Umgebung und sich selbst im Weg steht - scheinbar.

Einige Dialoge sind großartig, etwa die zwischen Herwig und Leonie - eine Hymne auf das Leben auch jenseits der 60.

Der Epilog ist dagegen nicht so gelungen; ein weniger kitschiger, ein weniger "gewaltiger" Schluss hätte mir besser gefallen - das hätte man eleganter zu Ende bringen können.

Alles in allem, ein gelungenes Lesevergnügen.