Wenn der Vorhang fällt

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Zunächst einmal hat mich der Titel des Buches fasziniert. Ich finde ihn genial und passend. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, bin ich hellauf begeistert von der Geschichte des Buches, insbesondere der Lebensgeschichte des Protagonisten Herwig Burchard. Burchard ist ein international bekannter und anerkannter Regisseur, der an vielen großen Häusern gearbeitet hat. Nun aber, im fortgeschrittenen Alter, ist er durch Vermittlung seines Freundes Jacobi, dem Intendanten des Theaters, in Kobrück gelandet und bereitet dort den Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart vor. Aber die Freundschaft zwischen Intendant und Regisseur ist brüchig. Jacobi fürchtet, daß Burchard ihm den Intendantenposten streitig machen will. Um dem entgegenzuwirken überredet er den Journalisten Müßig Burchard in seinen Kritiken zu zerreißen. Was Jacobi nicht weiß ist, daß Müßig auch Intendant werden möchte.

Wenn der Vorhang fällt, brodelt es hinter den Kulissen. Es kommt zum Eklat, als Burchard und Müßig aneinandergeraten. Herwig wird entlassen.

Der Autor gewährt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen einer schillernden Theaterwelt. Hier geht es um begehrte Rollen und Posten, es wird geschachert und gelogen und Freundlichkeiten sind nur selten ernst gemeint.

Was ist Herwig für ein Mensch? Der Autor gibt sich viel Mühe, das Leben des Regisseurs zu beschreiben, und er tut dies intensiv und gut. Herwig ist ein Mensch, der gerade heraus sagt, was er denkt und sich damit nicht nur Freunde macht. Im Grunde seines Herzens leidet er aber an den Fehlern, die er in seinem Leben gemacht hat und die er sich selbst eingesteht, insbesondere, daß es ihm nicht gelungen ist, ein gutes Verhältnis zu seinem Sohn herzustellen, der als Jugendlicher verstorben ist. Dieser Sohn verfolgt ihn jetzt im Alter in seinen Träumen, aber wieder gutmachen kann Herwig nichts.

Herwig muß einen Neuanfang wagen und mit Vermitlung seines Freundes Alberto, dem Wirt seines Lieblingsrestaurants Tavola verde, erwirbt er ein kleines Haus in Apulien.

Die ersten beiden Drittel des Buches sind sehr gut und realistisch beschrieben. So hätte es alles sein können. Das letzte Drittel erscheint mir sehr konstruiert und eher unrealistisch. Aber auch hier hätte alles so sein können, wie beschrieben.

Sehr gut gefallen und berührt hat mich der Brief, den Herwig an Leonie Roussel, eine junge begabte Schauspielerin, schreibt, in die er sich unsterblich verliebt hat.

Das Buch wurde mit jeder gelesenen Seite spannender, und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen. 5 verdiente Sterne für ein wunderbares Buch und eine unbedingte Leseempfehlung.