Erwachsen werden in der Zeit der DDR

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heather_h Avatar

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INHALT
Markus Bäcker zieht in den 70er Jahren im Alter von 14 mit seinen Eltern an den Rand von Berlin, wo beide eine Anstellung in einer Chemiefabrik bekommen haben. Aus seinem gewohnten Umfeld gerissen, tut Markus sich schwer, neue Freunde zu finden. Lediglich der drei Jahre ältere Reiner Nilowsky, der Sohn des Barbesitzers von nebenan, fasziniert ihn. Doch Reiner ist anders als andere gleichaltrige - er spricht anders, denkt anders, lebt anders. Und gerade deshalb zieht er Markus in seinen Bann. Mit ihm erlebt er eine völlig neue Welt und lernt neue Menschen kennen. Doch als er sich in Carola verliebt, auf die Reiner aber Anspruch anmeldet und die er irgendwann heiraten will, ergibt sich eine Dreiecks-Beziehung, die auf Dauer nicht gut gehen kann..

MEINE MEINUNG
Ich bin leider mit dem Hörbuch nicht warm geworden. Ich fand den Sprecher - Sebastian Zimmler - sehr angenehm, doch ich fand schade, dass er die Figuren mittels seiner Stimmlage nicht deutlicher ausgearbeitet hat. Lediglich den Dialekt hat er sehr schön dargestellt.
Der Schreibstil jedoch war nicht meins.
Die Erzählung startet unvermittelt mittendrin, und in einer Rückblende wird dann der Anfang erzählt. Normalerweise stört mich soetwas nicht, doch in diesem Fall hat es mich verwirrt und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich hinein gefunden habe. Auch Nilowskys Grammatik fand ich sehr anstrengend, und die Tatsache, dass sowohl Carola als auch Markus sie irgendwann adaptieren, hat mich irgendwann sehr genervt.
Der Protagonist Markus, aus dessen Sicht die Geschichte in Ich-Form erzählt wird, definiert sich scheinbar nur über Nilowsky, Carola und seine Freundschaft bzw Verliebtheit, sodass sein eigener Charakter sehr blass bleibt und kaum an Tiefe gewinnt. Nilowsky schien mir zu schräg und merkwürdig, und ich habe nicht nachvollziehen können, wieso er auf Markus so anziehend wirkte. Er leitet sich seine eigene Weltsicht "logisch" her und hält damit nicht hinterm Berg - er lässt aber auch keinen Widerspruch gelten und scheint mehr einen Mitläufer, vielleicht sogar "Fan" gesucht zu haben, als einen wirklichen Freund, der ihm gleichberechtigt ist. Carola habe ich auch nie verstanden. Sie scheint ebenso wie Markus völlig vereinnahmt von Nilowsky, obwohl sie ihn nie begehrt, und dabei völlig unfähig, sich dieser Anziehungskraft zu entziehen. Witzigerweise wirft sie Markus das vor, obwohl sie selbst nicht dazu in der Lage ist, sich von Reiner zu lösen.

Für Fans solcher Bücher vielleicht ein Schmankerl, für mich war es nichts. Ich fand die gesamte Geschichte mehr als skurril und habe mich öfter gefragt, was die Quintessenz der Story ist. Mir hat irgendwo ein wenig die Bedeutung oder das Fazit gefehlt, mir hat die Erzählweise nicht gefallen und der Schluss hat mich enttäuscht. Nur für Sebastian Zimmler gibt es einen zweiten Stern.