Heavy Love

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frieda-anna Avatar

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Warum sich Torsten Schulz gerade so einen Bruder erschaffen hat, ist mir ein absolutes Rätsel und beim Lesen kam mir immer wieder genau diese Frage in den Sinn.
Reiner Nilowsky, Sohn eines völlig versoffenen Wirts, hat so seine Eigensinnigkeiten entwickelt, um mit seiner trostlosen Umgebung, seinem prügelnden, suizidalen Vater und dem Tod seiner früh verstorbenen Mutter, umzugehen. Er lernt Markus Bäcker kennen, den es nach einem Umzug in die Nachbarschaft verschlagen hat. Eine bizarre Freundschaft entwickelt sich zwischen dem sehr normalen Markus und dem völlig schrägen Nilowsky.
Nilowsky kämpft für seine Logik und Träume, Markus gegen die strapaziösen Anzeichen seiner Pubertät. Mit seinem illustren Freund hat er es da nicht gerade einfach und als Carola, Nilowskys große Liebe, die er mal heiraten will, auf der Bildfläche erscheint, verstrickt sich Markus in verschiedene unangenehme Situationen und er lernt die Liebe mit allen Ecken und Kanten kennen. Ist nicht schön für ihn. Trotzdem leidet er nicht und das macht ihn sympathisch.
Es ist ein besonderes Buch und es handeln besondere Figuren, die, bis auf Markus, so schön realistisch unrealistisch erscheinen. Die Stimmung erscheint meist trüb und grau und so ist es dem Autor gelungen, den Leser in das Gefühlsleben seiner Figuren zu versetzen. Wer sich auf das Buch einlassen mag, hat ein abwechslungsreiches Lesevergnügen, was er so schnell nicht wieder vergisst. Den tieferen Sinn der Handlung, den muss allerdings jeder für sich selber eruieren. Genug Impulse sind hier auf jeden Fall geboten. Trotzdem will mir nicht klar werden, warum sich Herr Schulz solch einen Bruder erschaffen hat.