Ein tolles Jugendbuch, das etwas zäh beginnt aber dann einfach unglaublich gut ist

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
grizzlybärchen Avatar

Von

**Inhalt**
Anouk und ein paar andere Jugendliche werden unter strengsten Sicherheitsbestimmungen nach Frankreich eingeladen, um dort an der Ausgrabung des sagenumwobenen Palace du Papillon teilzunehmen. Schnell merken sie aber, dass wohl doch nicht alles so ist, wie es scheint und ehe sie sich versehen, stecken sie mitten im Kampf um ihr Leben.

**Meine Meinung**
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei dem Cover alles andere als ein Jugendbuch erwartet hätte. Etwas Mystisches ja, vielleicht auch ein anspruchsvoller Literaturroman, aber ein Jugendbuch? Eher weniger. Zum Glück habe ich mich davon nicht abschrecken lassen, denn das Buch ist etwas Besonderes.
Ok, den Einstieg fand ich ziemlich lahm… genauer gesagt: der Prolog war toll, aber dann wurde es erstmal öde. Ein Teenager, der von zuhause abhaut, weil er sich ach so unverstanden fühlt?! Sorry, aber das hat man ja nun schon gefühlte tausendmal gelesen. Dann trifft er auf andere Jugendliche, die natürlich auch alle Außenseiter sind und mit denen er sich trotzdem nicht versteht. Ach ja und angepisst ist man natürlich auch die ganze Zeit. Logo! Ich muss sagen, ich hatte echt die Befürchtung, dass das Buch ins 08/15 Schema abrutscht. Aber weit gefehlt! Nach der Einführungsphase erleben wir dann eine Geschichte, die ihresgleichen sucht. Denn nach der Ankunft am bzw. im Palast ist die Handlung einfach ….wow…. ziemlich schwer zu beschreiben. Sie ist spannend, sie ist gruselig und sie hat einen Touch Fantasy. Gleichzeitig werden auch Coming-Of-Age Elemente mit eingebaut und einen historischen Anteil hat die Geschichte auch noch. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich nach so einem missglückten Start noch dermaßen mitreißen konnte.
Die Handlung spielt in zwei Zeitschienen: Im 18. Jahrhundert, zur Zeit der französischen Revolution und heute. Im historischen Part spielt Aurélie die Hauptrolle, im gegenwärtigen Teil Anouk. Beide sind sehr eigenwillige Charaktere, die mutig sind, aber auch zum Rebellischen neigen. Während mir das bei Aurélie sofort gefiel, einfach, weil sie mit ganz anderen Lebensbedingungen kämpfen muss, fand ich es bei Anouk anfangs etwas anstrengend. Sie war dieser typische Teenager, der keinen Plan hat, wie gut es ihm eigentlich geht, bis es zu spät ist. Aber zum Glück entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte weiter, sodass sie doch noch Sympathiepunkte sammeln konnte.
Die anderen Teenager bekommen erst im Laufe der Geschichte etwas Tiefe, was aber vor allem Anouks Wahrnehmung geschuldet ist. Die Handlung ist aus ihrer Perspektive geschrieben und da sie sich anfangs Null für ihre Mitmenschen interessiert, bleiben diese verständlicherweise ziemlich blass. Wie ich aber schon schrieb, entwickelt sich Anouk weiter, d.h. sie öffnet sich und lässt auch andere Menschen an ihrem Leben teilhaben. Im Laufe dieses Prozesses lernt sie und damit eben auch wir als Leser die anderen Jugendlichen genauer kennen, die dann doch noch Tiefe erhalten und sich gut ins Gesamtbild der Geschichte einfügen. Die Handlung nimmt kontinuierlich an Spannung zu und es ist lange undurchsichtig, wie die einzelnen Fäden zusammenhängen, wer gut ist und wer böse und letzten Endes auch wer überleben wird und wer leider das Zeitliche segnet.
Ich fand die Geschichte nach dem etwas lahmen Start dann doch total interessant und kann sie guten Gewissens weiterempfehlen.

**Fazit**
Man sollte sich von dem eintönigen Start nicht abschrecken lassen, denn danach erwartet einen eine einzigartige Geschichte, die Elemente der verschiedensten Genres in sich vereint.