Fastfood zum Lesen

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anne_kaffeekanne Avatar

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Der Krieg ist vorbei, aber jetzt fängt der Ärger für die Zivilbevölkerung erst richtig an. Tomas und seine Bande kommen zurück nach Elinburg und müssen feststellen, dass ihre mafiösen Untergrundtrukturen von anderen übernommen wurden. Sie machen sich daran, sich ihren Machtbereich zurück zu erobern.

Am Anfang hat mir die Geschichte richtig Spaß gemacht. Der Ton ist rau und es geht zur Sache, man liest es schnell weg. Doch mit der Zeit haben mich die Wiederholungen genervt. Nicht nur von der Sprache her, sondern auch in der Handlung. Die Antwort auf alles ist immer Gewalt und das funktioniert auch noch immer!

Ich hätte mir etwas mehr List und Tücke gewünscht statt simples Draufhauen und vielleicht auch mal einen Gegner, der mal eine wirklich gefährliche Falle stellt. Es werden viele Konflikte angedeutet, die viel Potential gehabt werden, aber dann doch mit Verweis auf den nächsten Band verpuffen. Oft wird logische Charakterentwicklung dem Showeffekt geopfert. Auch die Personen sind sehr stereotypisch angelegt. Es gibt den begabten Jungen, die grimmige Amazone, die manipulative Spionin/Superagentin/Verkleidungskünstlerin, den unberechenbaren Säufer... Die Stadtwache ist natürlich korrupt, die Vergangenheit des Protagonisten birgt ein düsteres Trauma. Außerdem sterben eine große Anzahl von Personen, deren Namen man sich eh nie merken konnte, weil sie keinerlei Charaktereigenschaften haben. Thomas Versuche als "Priester" sein Handeln moralisch zu unterfüttern sind etwas putzig und gehen am Ende ziemlich schnell zum Teufel. Bleibt abzuwarten, wie das Dilemma um einen moralisch handelnden Schutzgelderpresser im zweiten Band aufgelöst wird.

Die Schwächen mindern den Lesegenuss nicht, es ist trotzdem oder gerade deswegen spannend. Allerdings hat es mich gar nicht emotional berührt und keinen großen Nachhall hinterlassen. Fastfood zum lesen sozusagen.