Atemberaubend

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stephanus217 Avatar

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Wir haben es hier mit dem 3. Band um das Profiler-Duo Jan Grall und Rabea Wyler zu tun und ich kannte die ersten beiden Bände nicht. Da der Autor häufiger auf die beiden ersten Fälle rekurriert, ist mir der Einstieg an einigen Stellen entsprechend schwer gefallen, manche Fragen blieben auch offen.

So erklärt sich nicht, weshalb die beiden Profiler, früher als Team beim BKA tätig, nach einem offensichtlich missglückten Einsatz aus dem Polizeidienst ausgeschieden sind und eine Hinterhofkanzlei für „private Fallanalysen“ in Düsseldorf gegründet haben....
Soviel zu der -etwas lückenhaften- Vorgeschichte.

Als sich auf Sylt aber ein Mord an einem führenden Industriellen ereignet, der sich durch perfide Phantasie und unvorstellbare Grausamkeit auszeichnet, ziehen der Generalbundesanwalt und das BKA die Ermittlungen an sich und engagieren unser Profilerteam zunächst als externe Berater.
Kaum haben sie die Ermittlungen aufgenommen, geschieht ein weiterer, ähnlich bestialischer Mord und auch die ermittelnden Fahnder geraten in große Gefahr.
Und die Mordserie reißt nicht ab; sie führt die Ermittler quer durch Deutschland und in die benachbarte Schweiz. Auch die weiteren Morde sind bis ins Detail geplant und zeichnen sich durch maximale Brutalität aus.
Aber ganz allmählich zieht sich die Schlinge um den/die Täter zu....
Mehr wird natürlich nicht verraten.

Die Geschichte ist in einem wirklich atemberaubenden Tempo erzählt, wozu die Aufteilung in viele kurze, knackige Kapitel bestimmt beiträgt, ohne dass die Kapitelflut aber den Überblick beeinträchtigt.
Die Brutalität ist, von einer Ausnahme abgesehen, nicht explizit ausgeführt, sondern spielt sich zumeist im Kopf des Lesers ab. Ich persönlich empfinde das als wohltuend.
Besonders gefallen hat mir auch die sehr sorgfältige, genaue und lebendige Zeichnung der handelnden Charaktere, auch mit ihren eigenen Schwächen und Abgründen.
Schließlich ist das Buch spannend bis zu seinem überraschenden Ende, womit ich bei zwei kleinen Wermutstropfen wäre. Die Auflösung ist in der Tat sehr überraschend und hängt für meine Begriffe etwas zu sehr in der Luft. Auch ein überraschendes Ende ist sorgsam vorzubereiten und die Geschichte hat auf die konkrete Lösung hinzuarbeiten – hier läge Verbesserungspotential.
Und ich erwarte von einem Krimi/Thriller ein happy end, ich bin da sehr old school. Diese Erwartung erfüllt die Geschichte nur bedingt, was aber auch daran liegen dürfte, dass hier, quasi als cliffhanger, ein Einstieg in einen möglichen 4. Band angelegt werden soll.