Der letzte Gehängte Irlands

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girdie Avatar

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Requim von Eoin McNamee ist ein Roman über ein Gerichtsverfahren in Irland Anfang der 1960er Jahre. Das Buch ist im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen und umfasst 338 Seiten in 26 Kapiteln, aufgeteilt auf zwei Teile. Der Titel erscheint mir passend zur Geschichte der Ermordung eines Mädchens und des angeschlossenen Prozesses, über die das Buch berichtet. Das Cover lässt mich nicht auf den Inhalt der Erzählung schließen.
Der Roman bewegt sich zwischen Fiktion und tatsächlichen Begebenheiten. Gleich zu Beginn wird der Leser mit einem Gerichtsprozess konfrontiert, dessen Ausgang zur Vollstreckung des letzten Todesurteils in Nordirland führte. Robert McGladdery wurde des Mordes angeklagt an der 19-jährigen Pearl Gamble. Der Prozess wurde ausschließlich aufgrund von Indizien geführt, da Robert keine Schuld eingestanden hat. Offensichtlich war Robert von Beginn an der passende Mörder für die Mehrheit der Bewohner. Es wurde speziell nach Indizien gesucht, ihn zu überführen, jedoch hinterlässt die Beschreibung der Geschehnisse den Eindruck, dass nie nach einem anderen Mörder gesucht wurde. Obwohl bereits einige Wochen später ein weiteres Mädchen in Nordirland ermordet und der Täter festgenommen wird, versucht die Justiz nicht einmal hierzu einen Bezug herzustellen, auch nicht zu vergangenen Morden in England mit denen der ermittelnde Inspektor befasst war und die ungelöst blieben. Außerdem hätte Richter Curran, dessen Tochter ebenfalls im Alter von 19 Jahren ermordet wurde, wegen Voreingenommenheit erst gar nicht den Prozess führen dürfen.
Das Buch konnte mich zu keiner Zeit in seinen Bann ziehen, eine Spannung kam nicht auf, was natürlich auch den real abgebildeten Ereignissen geschuldet ist. Einige Charaktere und ihr Umfeld werden ausgiebig beschrieben, manchmal mit sehr vielen Einzelheiten. Andere Personen bleiben dagegen sehr blass, vor allem die Zeugen im Mordfall. Der Autor hat versucht die Atmosphäre in Nordirland zu Beginn der 1960er Jahre einzufangen. Er stellt die Ereignisse von damals hauptsächlich in kühler Berichtsform vor. Im Rückblick auf ausgesuchte Situationen aus dem Leben der ermittelnden Personen und des Richters umreißt der Autor das Bild einer Gesellschaft, dessen Mitglieder korrupt sind und im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen um die eigenen Vergehen zu vertuschen. Hierdurch wird die Todesstrafe als gerechte Folge eines Vergehens in Frage gestellt. Dieser Roman ist eher nicht zur Unterhaltung geeignet. Daher empfehle ich das Buch nur eingeschränkt weiter an Interessierte der jüngeren nordirischen Geschichte und solche, die sich mit der Gerechtigkeit von Gerichtsurteilen auseinandersetzen mögen.