Die Geschichte ist gut, doch die Charaktere waren nicht meins

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liz 2910 Avatar

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Zitat:
„Es ist meine letzte Chance, um jemanden – oder das Schicksal – davon zu überzeugen, mir dabei zu helfen, einen Weg zu finden, in Amerika bleiben zu können. Um eins klarzustellen: Ich glaube nicht an Schicksal. Aber ich bin verzweifelt.“ Seite 15

Es scheint Ewigkeiten her zu sein, dass mein Vater für mich der Mittelpunkt des Universums war. Er war ein exotischer Planet und ich war sein Lieblings Satellit. Aber er ist kein Planet, nur das erlöschende Licht eines toten Stern. Und ich bin kein Satellit. Ich bin Weltraumschrott, der so weit wie möglich von ihm weg saust.“ Seite 84


Inhalt:

Daniel und Natasha treffen in New York aufeinander und um Daniel ist es sofort geschehen. Einen Tag verbringen sie miteinander, mehr scheint das Schicksaal ihnen nicht zuzugestehen, denn noch am selben Abend soll Natasha abgeschoben werden. Macht es da überhaupt Sinn sich zu verlieben?


Meinung

„The Sun ist also a Star“ ist von derselben Autorin wie „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“, ein Buch, was ich sehr sehr mochte. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, hatte ich eine klare Vorstellung von diesem Buch und hab mich auf ein süßes kleines Abenteuer gefreut, aber es ist ehrlich gesagt ganz anders.
Daniel und Natascha (im folgenden Tasha, bei Natascha muss ich immer an Black Widdow denken, außerdem wird sie im Buch auch abgekürzt, also darf ich das) treffen in einem Moment aufeinander, wo sich ihr Leben gerade an einem Wendepunkt befindet. Tasha soll noch heute Abend abgeschoben werden, Daniel steht im Begriff an die Uni zu gehen und Arzt zu werden.
Beide sind durch andere Menschen zu diesem Punkt gelangt, Tashas Vater ist betrunken Auto gefahren und wurde erwischt. So wurde entdeckt, dass er und seine Familie illegal in Amerika leben. Daniel wird von seinen Eltern auf seinen Lebensweg gedrängt. Er sagt, es ist das Schicksal eines koreanischen Jungen Arzt zu werden. Beide sind wütend, Tasha auf ihren Vater, Daniel auf seinen Bruder, der sich ihm gegenüber ziemlich mies verhält. Beiden ist deutlich anzusehen, dass sie Wurzeln aus anderen Ländern haben und beide sind auf eine gewisse Art verzweifelt.

Es sind sehr interessante Charaktere. Daniel ist ein bisschen resigniert, er sieht keinen wirklichen Ausweg aus der Arztsache, während Tasha wie verrückt kämpft, um nicht abgeschoben zu werden, denn Jamaika ist für sie kein Zuhause mehr, immerhin ist sie mit sechs Jahren von dort weg. Sie ist unterwegs zu einem Anwalt, als sie auf Daniel trifft. Daniel wiederrum ist eigentlich auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch für die Uni. Er spricht sie an, als sie gerade in einer nicht so schönen Situation ist und irgendwie gehen die beiden dann auf einmal ein Stück zusammen. Tasha ist erst sehr irritiert, lässt sich dann aber doch auf den koreanischen Jungen ein, geht mit ihm einen Kaffee trinken und lässt sich von ihm zu dem Anwalt begleiten. Ohne ihm jedoch zu sagen, warum sie unterwegs ist und warum ihre Stimmung so schwankt. Außerdem sagt sie ihm am Anfang ihren Namen nicht, deswegen nennt er sie in seinem Kopf die erste Zeit nur „das hübsche Mädchen“. Das war irgendwie sehr süß.

Das Buch hat kurze Kapitel (sehr Bahnfahrerfreundlich) und in den Überschriften wird immer geschrieben, wer gerade spricht. Das ist auch gut so, denn die Sicht wechselt nicht nur zwischen Tasha und Daniel, sondern springt auch in Randpersonen. Als Tasha beispielweise beinahe überfahren wird, sieht man auf einmal, was den Autofahrer bewegt, warum er so gefahren ist. Ich fand das total interessant, weil dadurch Personen, die niemals irgendwie eine Rolle gespielt haben, plötzlich Farbe bekommen. Gleichzeitig, war es zwischendurch aber auch etwas schwer zu checken durch welche Augen man gerade guckt.

Das Buch ist ganz anders als ich erwartet hatte. Es greift viele Konflikte auf, zeigt Schattenseiten und Missstände, gerade auch im Familienbereich. Daniel finde ich etwas fragwürdig, wie er da diesem Mädchen nachdackelt, dass er ja eigentlich gar nicht kennt und ihr dann sagt, sie seien füreinander bestimmt ...
„Eine besondere Liebesgeschichte: Poetisch, berührend, ein Herzensbuch für junge Frauen!“ sagt der Klappentext, aber das finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Die Idee ist gut, ja, sehr sogar, aber richtig packen konnte es mich leider nicht. Aber ich war neugierig, wie die Autorin dieses Problem mit der Abschiebung lösen will, also habe ich weiter gelesen.

Urteil: Ich hatte große Erwartungen an das Buch und wurde leider enttäuscht. Die Geschichte ist gut, doch die Charaktere waren nicht meins. Von mir gibt es zwei Bücher für diese Geschichte, aber zu einem Buch der Autorin würde ich trotzdem immer wieder greifen.