Gute Idee mit mittelmäßiger Ausführung

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Jaklin Asbjorn entführt den Leser zunächst in drei scheinbar völlig verschiedene und zeitlich stark versetzte Welten.

Herbst 2009: In dem kleinen Dorf Botn in Nordnorwegen wird ein Mann grausam gefoltert und anschließend ermordet. An den Armen aufgehängt und mit einem Steinkreuz vom nahe gelegenen Kriegsfriedhof beschwert, wird er von der Polizei aufgefunden. Die Ermittlungen gehen jedoch nur langsam voran und so beschließt der Journalist Alex Winther selbst ein wenig zu recherchieren. Was hat der Friedhof, auf dem sich im zweiten Weltkrieg ein Gefangenenlager für die Serben befand, mit dem Mord zu tun? Schließlich führt Winthers Spurensuche ihn sogar nach Den Haag zum Gerichtshof für Kriegsverbrechen. Was hat die Anklägerin Henriette Lerke mit allem zu tun?

1949- Zeit des kalten Krieges: In Norwegen wird im Geheimen im Rahmen der NATO über Verteidigungsmaßnahmen im Falle eines Krieges, ausgelöst durch Russland, beraten. Als Berater werden auch erfahrene und "reine" Offiziere aus Deutschland heran gezogen. Doch irgendetwas stimmt mit Reinhardt Stuckmann, einem der Deutschen nicht. Wo kommen die Lücken in seinem Lebenslauf her?

1942-1944: Im Kriegsgefangenenlager in Botn herrschen Angst und Schrecken. Die serbischen Gefangenen werden von dem SS-Offizier Wolfgang Kiefer und dessen "Kollegen" zum Straßenbau getrieben, bei eisiger Kälte im See gebadet, gefoltert, skrupellos erschossen und ständig erniedrigt. Dem serbischen Krankenpfleger Novakovitsch, der von den Insassen als Engel bezeichnet wird, wird von den Deutschen besonders übel mitgespielt. Wird er irgendwann gerächt werden?

Der Autor erschafft ein interessantes Netz zwischen zweiten Weltkrieg, den Jugoslawienkriegen und der Gegenwart. Zu Beginn war ich sehr begeistert von diesem Konstrukt, jedoch ist es Asbjorn meiner Meinung nach nicht gelungen, dieses Netz transparent aufrecht zu halten. Gegen Ende empfand ich die Handlung zunehmend als reine Fiktion voller Logiklücken. So konnte ich mich leider kaum in die Geschichte hinein versetzt fühlen.

Dennoch möchte ich "Tödlicher Frost" im Großen und Ganzen als gelungen bewerten, dabei jedoch erwähnen, dass mir besonders das letzte Drittel sehr defizitär erschien.