Ein Verrat, der das Glück vertrieb

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holzfrieden Avatar

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Auf dem Cover zwei kleine Jungen, sie laufen Schlittschuh, sehr konzentriert und ernsthaft. Der Hintergrund ist weiß wie Schnee und genauso unschuldig wie die schlittschuhfahrenden Jungen. Mit diesem Schlittschuhfahren fing alles irgendwie an, womit auch der Titel bedeutsam wird.

Der erste Teil des Romans beginnt im Jahr 1947 in einem kleinen Dorf in der Schweiz. Gustav Perle und seine Mutti werden vorgestellt. Diese Mutti ist ein wenig sonderbar. Besonders gegenüber Anton, Gustavs einzigem Freund, verhält sie sich reserviert und ablehnend:
"Gustav hatte Emilie mehrmals gefragt, ob Anton wieder zum Tee kommen dürfe, und Emilie hatte zugestimmt, aber immer wenn er einen bestimmten Tag vorgeschlagen hatte, befand sie sofort, er passe nicht. Schließlich sagte sie:'Im Grunde ist die Wohnung einfach zu klein für zwei Kinder.' 'Ist sie nicht', sagte Gustav. 'Sie war doch damals auch nicht zu klein.' 'Ja, na gut. Wie wäre es, wenn wir einen anderen Jungen einladend? Du hast doch sicher mehr Freunde als nur diesen Zwiebel, oder?' (S. 33)

Der zweite Teil führt zurück in die 1937er Jahre und stellt das Kennenlernen Emilies und Erichs bis zu Gustavs Geburt in den Fokus. Nun weiß man, warum Emilie sonderbar geworden ist.
Der dritte Teil beginnt 1992 und endet seh überraschend, genau wie das Buch.
Dieses Buch ist gleichzeitig politisch wie auch unpolitisch. Die Verfolgung der jüdischen Menschen im Deutschen Reich spielt eine wesentliche Rolle für Emilies und Gustavs Schicksal, allerdings anders, als man gemeinhin denken könnte. Gleichzeitig interessiert Emilie sich überhaupt nicht für Politik und wird doch ihr ganzes Leben lang von ihr verfolgt.
Ich finde Tremains Roman großartig. Mehr gibt es nicht zu sagen.