Uneins

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stephanus217 Avatar

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Bei Kinder- und Jugendbüchern fungiere ich stets als doppelter Vorableser, zum einen hier in der communitiy und zum anderen daheim für meine 9- und 12-jährigen Leseratten. Für die Kleine ist dieses Buch definitiv noch nix und mit der Großen ist hier ein richtiger „Streit“ entbrannt. Während ich ohne zu Zögern nur einen einzigen Stern vergeben hätte, war meine Zielgruppenangehörige völlig begeistert und hätte glatte 5 Sterne vergeben. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, hatte sie natürlich das letzte Wort und schließlich haben wir uns auf 4 Sterne geeinigt.

Bereits mit der Inhaltsangabe tue ich mich schwer. Es geht um Celeste, ein etwa 12-jährigen Mädchen, das offensichtlich mit ihrer Mutter in der königlichen Oper lebt, oder auch nicht? Da ihre Mutter, eine Operndiva, aber anscheinend verschollen ist, fristest sie ihr Leben im Kostümfundus und verbringst ihre Tage mit allfälligen Handreichungen für das Theatervolk. Aber auch der Schnürboden und die Kuppel, die den großen Lüster aufnimmt, der von einer unheimlichen alten Frau gepflegt wird, scheinen eine Rolle zu spielen. Aber so richtig zu greifen ist das alles nicht. Celeste tritt dann, weshalb auch immer, in eine Schattenwelt, in der Personen in einer Art Cocon „gehalten“ werden. Da wird sie von einem mysteriosen Spielleiter zu einem Spiel aufgefordert, wobei ihr weder Regeln oder Ziel des Spiels bekannt werden. Von da an geschehen merkwürdige Dinge im Theater. Plötzlich wird sie mit einer berühmten Ballerina verwechselt, ist das ihre Schwester? Wie fügt sich alles zusammen?

Für mich ist dieses Buch nahezu unlesbar. Zu viele Handlungsebenen, zu viele Zeitebenen. Diese literarischen Instrumente haben ja durchaus ihre Berechtigung – wenn sich alles am Ende zu einem Mosaik zusammenfügt. Das ist hier nicht gelungen, ich finde, viele Szenen und Handlungsstränge stehen unverbunden nebeneinander und ich vermag keinen inneren Zusammenhang zu erkennen; nicht alle Wendungen werden am Ende aufgeklärt, sie dienen anscheinend lediglich dazu, die Lesbarkeit zu erschweren.
Ausserdem ist das kein Roman aus der Welt des Theaters, wie dies der Klappentext, beschreibt. Der äußere Handlungsort ist eigentlich beliebig und nur mehr oder weniger zufällig das Theater.
Schließlich sind einige Anleihen, bei Michael Ende über Cornelia Funke bis zu „Phantom der Oper“, zu finden, was meine Begeisterung noch weiter schmälert.

All diese (negativen) Argumente wischt meine kleine Leseratte jedoch mit einem einzigen Federstrich vom Tisch. Für sie ist das Buch einfach toll geschrieben. Und damit hat sie Recht. Die Sprache ist wirklich wunderbar poetisch, mit Bedacht gewählt und bis ins Detail komponiert. Die Autorin versteht sich exzellent darauf, Atmosphäre und Emotion zu erzeugen. Ich glaube, dass bei diesem Werk die Schönheit der Sprache im Vordergrund steht und nicht so sehr die Story – die habe ich nicht wirklich verstanden.

Zu guter Letzt: Das hochwertige Cover ist toll und die hie und da eingestreuten Illustrationen sind gelungen.