Macht ist sexy

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zoe2018 Avatar

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...aber auch lebensgefährlich. **John le Carré** , der Meister des anspruchsvollen Spionageromans hat wieder zugeschlagen!

Nach „Marionetten“, wo es um Terrorismus und seiner Bekämpfung im Schatten des 11. September 2001 ging, widmet sich le Carré in _ **„Verräter wie wir“** _ erneut einem aktuellen, brisanten Thema: der russischen Mafia, insbesondere der Geldwäsche in den Zeiten der Finanzkrise.

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen: wie plastisch der Autor den Prozess der Kontaktanbahnung zwischen dem eher introvertierten englischen Paar Perry und Gail sowie dem extrovertierten Russen Dima schildert. Auch die Personenbeschreibungen sind wie immer sehr detailgetreu, so dass vor den Augen des Lesers buchstäblich ein Film abläuft.

Man fühlt sich ein bisschen zurückversetzt in „die gute alte Zeit“ des kalten Krieges und der Geheimdienste MI6 und KGB… in denen einst James Bond, seine Chefin M sowie der Quartiermeister Q mit fantasievollen Erfindungen gegen böse Russen kämpften.

Dima ist offiziell Unternehmer, eigentlich aber ein Verbrecher, Mörder, Geldwäscher und ein potenzieller Überläufer, der um sein Leben fürchtet, denn seine Zeit ist vorbei. Bei der Umsetzung seines Plans (Exil für ihn und seine Familie in Großbritannien) sollen ihm Perry und der englische Geheimdienst behilflich sein, denn schließlich sind die Engländer bekannt als Meister des Fairplay. Dima kommt einem dabei fast zu sympathisch rüber, aber wer den Autor kennt, weiß, dass das nicht gut gehen kann...

Die Geschichte beginnt auf der Insel Antigua und endet in Bern bzw. dem Berner Oberland. Schauplätze also, an denen sich John le Carré, der selber mal für den britischen Geheimdienst tätig war, bestens auskennt. Le Carré, 79 Jahre alt, schreibt seit 1961, alte Schule also, aber nie altmodisch. In seinem neuen Roman verwendet er viel Umgangssprache und kommt damit sehr erfrischend und zeitgemäß rüber.
 
„Verräter wie wir“ ist ein unglaublich spannend und real dargestelltes Szenario, das man irgendwie glauben muss. Ich habe mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch nur empfehlen!