Nichts ist so grausam wie die Realität

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
zoe2018 Avatar

Von


„Abgeschnitten“ von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und so war ich sehr gespannt auf „Zerschunden“. Worum geht es?

Der neue True-Crime-Thriller von Michael Tsokos basiert auf einem authentischen Fall und echten Ermittlungen. Der Autor geht gleich in medias res: Erzählt aus der Ich-Perspektive bringt ein Mann eine junge Radfahrerin zu Fall, fesselt und entführt sie.

Anschließend lernen wir Irina Petrowa kennen. Sie ist eine ältere, resolute Dame, die von einem dunklen Schatten verfolgt und in ihrer Wohnung überfallen wird. Aber ist der schwarze Mann auch ihr Mörder?

Danach machen wir die Bekanntschaft des Berliner Rechtsmediziners Fred Abel. Er lässt uns in tiefe menschliche Abgründe blicken, als er einen dringenden Anruf von Hauptkommissar Markwitz vom BKA erhält.

Markwitz ermittelt im Fall Irina Petrowa und bittet Abel um Unterstützung. Denn die sichergestellten Spuren reichen nicht für eine DNA-Analyse. Daher empfiehlt Abel, es mit der s.g. Haplotyp-Analyse zu versuchen. Hiermit kann man zwar keine einzelnen Personen identifizieren, jedoch die männliche Verwandtschaft eines Menschen.

In Verdacht gerät Lars Moewig, ein ehemaliger Soldat und Freund Abels. Obwohl dessen dreizehnjährige Tochter Lilly unheilbar an Leukämie erkrankt ist, wird Lars verhaftet. Weitere Morde mit demselben Modus Operandi geschehen in London, Bari und Paris. Und immer beschriftet der Täter seine Opfer mit einer mysteriösen Parole.

Abel nimmt den Fall persönlich und begibt sich auf eine gefährliche Suche quer durch Europa…

Mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen: Die Ermittlungen im Fall Irina Petrowa sowie das Schicksal der kleinen Lilly in Berlin. Rückblenden in die Vergangenheit erzählen die Lebensgeschichte des Killers in Marseille, Marokko - und Paris.

Objektiv und sachlich schildert der Autor das Psychogramm eines Mörders, der keine Perversion, keine Grausamkeit auslässt. „Zerschunden“ ist keine Gute-Nacht-Lektüre. Die Morde werden brutal und detailliert beschrieben. Auch die Seitenstränge haben es wirklich in sich. Wobei Tsokos‘ spezielles Wissen aus der Rechtsmedizin dem Buch eine besonders hohe Authentizität verleiht. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Fred Abel ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er hat Ecken und Kanten, ist sehr empathisch. Das macht ihn menschlich und sympathisch. Zudem ist er hochprofessionell im Job. Über ein Wiedersehen würde ich mich daher freuen.

Fazit: Spannender Auftakt einer Trilogie um den unkonventionellen Rechtsmediziner Fred Abel. Gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion mit einem unerwarteten, dramatischen Finale.